Corona-Krise belastet die Männergesundheit

Männer in der Corona-Krise: “Wir bleiben zu Hause”, sehen fern und essen Popcorn. Foto: ©cherryandbees – stock.adobe.com

Einer aktuellen Studie zufolge führen die durch das Corona-Virus bedingten Einschränkungen in der Lebensführung zu zahlreichen negativen gesundheitlichen Folgen bei Männern.

Die Ausbreitung des neuen Corona-Virus SARS-CoV-2 und die Maßnahmen dagegen haben Folgen für praktisch alle Lebensbereiche. Eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) unter der Leitung von DGMG-Präsident Prof. Frank Sommer zeigt, dass das Virus und die daraus resultierenden Lebensumstände langfristig einen negativen Einfluss auf die Gesundheit des Mannes haben können.

Sportliche Aktivität lässt nach

Für die Studie wurden 1026 Männer mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren (Alter: 19-73 Jahre) telefonisch befragt. 74 Prozent der Befragten gaben an, dass sie – wenn sie berufstätig sind – derzeit überwiegend oder ausschließlich im Home Office arbeiten. In der Umfrage wurde evaluiert, welche Art von Sport durchgeführt und wie viel Zeit dafür pro Woche aufgewendet wurde beziehungsweise wird – sowohl vor der Corona-Krise und als auch im aktuellen Zeitfenster.

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Männer ihre körperliche Aktivität auf ein Minimum reduziert haben. Das gilt vor allem für diejenigen, die vorher im Vereinssport eingebunden waren, etwa beim Fußball, Handball oder Tennis. Sie führen aktuell oftmals gar keine körperliche Aktivität mehr durch. Solche, die regelmäßig ins Fitnessstudio gegangen sind, absolvieren nun teilweise zu Hause ein reduzierteres Trainingsprogramm, meist ohne Gerätschaften, mit dem eigenen Körpergewicht, beispielsweise Liegestütz oder Kniebeugen.

Am besten sieht es bei denjenigen Männern aus, die schon vor der Corona-Krise regelmäßig Fahrradsport betrieben haben oder Joggen gegangen sind. Sie machen dies meist auch weiterhin, sieben Prozent der befragten Jogger gaben sogar an, dass sie jetzt mehr Zeit finden, etwas für ihre körperliche Ertüchtigung zu tun.

Ungesunder Lebensstil

Auch die derzeitigen Ernährungsgewohnheiten wurden in Relation zu der Zeit vor der Corona-Krise erfragt. Aktuell hat der Alkoholkonsum signifikant zugenommen und es wird deutlich mehr zuckerhaltige und fettreichere Nahrung aufgenommen . Auch die Gesamt-Kilokalorienzahl ist bei den meisten Befragten signifikant angestiegen. Dabei kann man als Faustformel sagen, dass ein Mann bei einer täglichen Mehraufnahme von 3500 kcal ein Pfund Körperfett ansetzt. Dies ist bedenklich, da sich eine Zunahme des viszeralen Bauchfetts negativ auf den grundsätzlichen Gesundheitszustand des Mannes auswirkt.

Der vermehrte Verzehr ungesunder Nahrungsmittel, wie Schokolade, Eis oder Chips, hängt auch mit der Bildschirmzeit zusammen. Der Umfrage zufolge nahm die Zeit, welche die Männer vor dem Fernseher, Laptop/PC, Tablet oder mobilen Endgeräten verbringen, durch die Corona-Umstände durchschnittlich um vier Stunden und zwölf Minuten pro Tag zu. Parallel dazu stieg auch der Konsum von Serien und Filmen beziehungsweise der grundsätzliche Fernsehkonsum signifikant an. Währenddessen wird mehr und ungesünder gegessen.

Negative Folgen

Aufgrund des Bewegungsmangels durch die Corona-Krise ist davon auszugehen, dass Erkrankungen wie das metabolische Syndrom, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, Adipositas sowie Beschwerden des Bewegungsapparates ansteigen. „Prinzipiell ist eine regelmäßige körperliche Aktivität bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wünschenswert. Die möglichen negativen Effekte einer temporär eingeschränkten Mobilität sind jedoch sicherlich geringer als das erhöhte Infektionsrisiko“, sagt PD Dr. Magnus Baumhäkel, Vorstandsmitglied der DGMG.

Der ungesunde Lebensstil kann auch einen negativen Einfluss auf den Testosteronhaushalt haben. Laut PD Dr. Tobias Jäger, ebenfalls DGMG-Vorstandsmitglied, können der sinkende Testosteronspiegel und die Zunahme des viszeralen Bauchfetts zu einer Negativspirale führen, die sich mit zunehmender Dauer der Corona-bedingten Einschränkungen weiter verstärkt. „Hierdurch kommt es nicht nur zu körperlichen Folgen. Auch die Psyche, also Antrieb, Motivation und allgemeine Stimmungslage, leiden unter dem Testosterondefizit, sodass es den Männern noch schwerer fällt, sich zu Aktivität aufzuraffen“, so Jäger.

Motivation zu Aktivität

Die DGMG und das Team um Männerarzt Sommer möchten in den schweren Corona-Zeiten etwas für die aktive Männergesundheit tun. Im Internet stehen ab sofort wissenschaftlich fundierte Anleitungen zur körperlichen Ertüchtigung bereit. Der kostenlose Service beinhaltet auch verschiedene Eins-zu-eins-Trainingsprogramme, die es jedem Mann ermöglichen, ein gezieltes körperliches Training durchzuführen, das nicht nur das Herz-Kreislauf-System stärkt, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Sexualität hat, die laut einer weiteren DGMG-Studie in Corona-Zeiten ebenfalls leidet (wir berichteten). Darüber hinaus gibt es spezielle Ernährungstipps und Videos zum mentalen Training.

Der DGMG liegt es am Herzen – im Gegensatz zu vielen Online-Kurs-Anbietern, die seit der Corona-Krise ihre Dienste kostenpflichtig anbieten – den Männern ein kostenfreies Trainingsprogramm zur Gesunderhaltung und Motivation an die Hand zu geben, auch im Home Office körperlich aktiv zu sein.

(DGMG/ms)