Bessere Diagnose des Prostatakarzinoms mit MRT?

Die Ergebnisse eines aktuellen Cochrane-Reviews legen nahe, dass durch die MRT die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Diagnose um insgesamt 12% erhöht war, um 5% bei Männern ohne vorangegangene Biopsie und um 44% bei Männern mit vorangegangener negativer Biopsie.

MRT-Diagnostik

Hintergrund

Viele Tumoren der Prostata wachsen nur langsam und haben während des Lebens eines Mannes keine schädlichen Auswirkungen. Klinisch signifikante Krebserkrankungen können jedoch zu Problemen wie Harnwegsverschluss, schmerzhaften Knochenläsionen und zum Tod führen. Um gefährliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, wird oft der Test auf prostataspezifisches Antigen (PSA-Test), gefolgt von Biopsien der Prostata unter Ultraschallkontrolle verwendet.

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (MRT) mit oder ohne MRT-gestützte Biopsie ist ein alternativer Test zur systematischen transrektalen ultraschallgesteuerten Biopsie bei Männern, bei denen der Verdacht auf Prostatakrebs besteht. Derzeit ist die Evidenz bezüglich zu verwendender Tests nicht ausreichend, um eine detaillierte evidenzbasierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen.

Zielsetzung

Ein wissenschaftliches Team um Frank-Jan Drost vom Department of Radiology and Nuclear Medicine und vom Department of Urology des Erasmus University Medical Center in Rotterdam in den Niederlanden führte einen systematischen Review der verfügbaren Evidenz durch, um die diagnostische Genauigkeit der MRT allein, der MRT-gestützten Biopsie, der MRT als Entscheidungshilfe für die Durchführung einer Biopsie, gegebenenfalls mit nachfolgender Biopsie (MRT-Diagnoseweg) und der ultraschallgesteuerten Biopsie (systematische Biopsie) im Vergleich zur der an einem Raster orientierten Biopsie zu bestimmen.

Primäre Zielerkrankung war ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom Grad 2 oder höher gemäß den Kriterien der International Society of Urological Pathology (ISUP). Sekundäre Zielparameter waren der Nachweis von Prostatakrebs Grad 1 und 3 oder höher sowie eine mögliche Änderung der Anzahl der Biopsien [1].

Methodik

Die Forscher führten eine umfassende systematische Recherche über die Literatur bis zum 31. Juli 2018 in CENTRAL, MEDLINE, Embase, sowie in acht weitere Datenbanken und in einem Studienregister durch.

Es wurden alle Querschnittsstudien berücksichtigt, in denen ein oder mehrere der Indextests, gegenüber dem Referenzstandard, oder in denen die Übereinstimmung zwischen dem MRT-Diagnoseweg und der systematischen Biopsie, die beide bei denselben Männern durchgeführt worden waren, untersucht wurden. Es wurden nur Studien an Männern eingeschlossen, die biopsienaiv waren oder zuvor eine negative Biopsie hatten (oder eine Mischung aus beiden). Bei den MRT-Studien mussten die Ergebnisse sowohl für MRT-positive als auch für MRT-negative Männer angegeben sein. Alle Studien mussten sich auf die primäre Zielerkrankung beziehen.

Die Forscher prüften Verzerrungsrisiken, schätzten die Testgenauigkeit und die Übereinstimmung zwischen dem MRT-Diagnoseweg und der systematischen Biopsie ab. Für die Hauptvergleiche wurde die Evidenzsicherheit mit GRADE bewertet.

Ergebnisse

Die Analysen umfassten insgesamt 43 Studien. Die Testgenauigkeit wurde anhand von 18 Studien bewertet.

Im Einzelnen ermittelten die Forscher für die alternativen Diagnoseoptionen folgende Ergebnisse im Vergleich zu der an einem Raster orientierten Biopsie:

 MRT alleinMRT-gestützte BiopsieMRT-DiagnosewegSystematische Biopsie
Gepoolte Sensitivität0,910,800,720,63
Gepoolte Spezifität0,370,940,961,00
Richtig positive Ergebnisse*273240216189
Falsch positive Ergebnisse*44142280
Richtig negative Ergebnisse*259658672700
Falsch negative Ergebnisse*276084111

* pro 1000 Männer und einer Krebsprävalenz von 30%

In den Übereinstimmungsanalysen des MRT-Diagnosewegs mit der systematischen Biopsie in einer gemischten Population von sowohl biopsienaiven als auch Männern mit zuvor negativen Biopsie fanden die Forscher eine gepoolte Nachweisrate von 1,12 und gepoolte Nachweisquoten von 1,44 bei Männern mit vorangegangener negativer Biopsie und von 1,05 bei Männern ohne Biopsie.

Fazit

Unter den betrachteten diagnostischen Strategien weist der MRT-Diagnoseweg die größte diagnostische Genauigkeit bei der Erkennung von klinisch signifikantem Prostatakrebs auf. Im Vergleich zur systematischen Biopsie erhöht sich damit die Anzahl der erkannten signifikanten Krebserkrankungen, während sich die Anzahl der diagnostizierten nicht signifikanten Krebserkrankungen verringert.

Die Sicherheit ihrer Ergebnisse stufen die Forscher wegen Schwächen in den berücksichtigten Studien, wie zum Beispiel Verzerrungen bei der Auswahl von Patienten sowie Inkonsistenzen, als vermindert ein. Die Studienautoren gehen davon aus, dass sich die Ergebnisse durch Berücksichtigung zusätzlicher hochqualitativer Studien ändern werden. Sie empfehlen, basierend auf diesen Erkenntnissen, eine weitere Verbesserung der Diagnosewege für Prostatakrebs anzustreben.

Autor: Dr. Elke Schlüssel (Medizinjournalistin)

Stand: 23.05.2019Quelle:

  1. Drost et al. (2019): Prostate MRI, with or without MRI‐targeted biopsy, and systematic biopsy for detecting prostate cancer. Cochrane Database of Systematic Reviews 2019, Issue 4. Art. No.: CD012663, DOI: 10.1002/14651858.CD012663.pub2